Bal de tête

Chloé Poizat führt uns in eine subtil verstörende Schöpfung. Kinder wachsen aus Bäumen, an denen sie später aufgehängt werden sollen, oder steigen als Rauch aus Schornsteinen auf. Geköpfte Körper, abgetrennte Köpfe und verstümmelte Stämme zeugen von einer unvorstellbaren Katastrophe, die wie aus unserem Gedächtnis ausgelöscht scheint.

Eingehüllt in stumme Schrecken wagen wir uns in die Welt der Albträume, wo wir auf rätselhafte Geistergestalten treffen. Ein Hund mit einem Kohlkopf, ein Mann mit dem Kopf einer Schnecke, ein brennendes Mädchen – diese Erscheinungen schweben an der Grenze zwischen Traum und Realität, zwischen Bewusstsein und Unbewusstem, verdammt zu einer ewigen Wanderschaft.

Bal de tête ist das Ergebnis einer selbst auferlegten Herausforderung: ein Jahr lang jeden Tag eine Zeichnung in kleinen Skizzenbüchern anzufertigen. Aus diesem Wunsch, die Tür zum Unbekannten zu öffnen und Formen fast automatisch entstehen zu lassen, ist ein Kuriositätenkabinett entstanden, bevölkert von Kreaturen halb tierischer, halb menschlicher Natur – seltsame Mischwesen, eine Parade von Jahrmarktsmonstern, die im Unterbewusstsein der Künstlerin schlummerten und nur darauf warteten, befreit zu werden.

In diesen Skizzenbüchern gibt Chloé Poizat den uralten Ängsten, den nächtlichen Kreaturen, die wir lieber vergessen würden, eine Gestalt. Beim Streifzug durch ihr absurdes Universum meint man, Odilon Redon, Gourmelin oder Virgil Finlay zu begegnen – und der Schatten von Lautréamont ist stets ganz nah.